Wenn das stille Örtchen nicht mehr still ist

Mit dem Umzug der Vermietcounter aus dem eigenen Areal in den Zentralbereich hat sich ja, wie bereits berichtet, einiges geändert. Die neue Umgebung ist nicht nur lauter und macht das Telefonieren nahezu unmöglich, weil fast jeder da irgendwie durch muss, es ist nicht nur dunkler, weil man jetzt nur noch im künstlichen Licht arbeitet, auch die Luft ist schlechter, weil die Klimaanlage den Zentralbereich gar nicht im Griff haben kann. Wer den Flughafen München kennt, weiß das.
Für uns Mitarbeiter hat sich noch etwas geändert: Die Lage der Sozialräume und damit auch das Wegfallen der eigenen, wie soll ich sagen, Toiletten. Im Mietwagenzentrum hatte jedes Unternehmen eigene Toiletten, so dass der Gang auf die Öffentlichen nur aus eigenem Wunsch heraus stattfanden.
Das ist jetzt anders. Jetzt trifft man sich mehr oder weniger auf dem größten Restroom des Zentralbereiches.
Über das Leben auf öffentlichen Toiletten hat ja Herr Winkel bereits geschrieben und wenn man stetiger Besucher solcher wird sein muss, kann man schon das ein oder andere erleben beziehungsweise neue Trends erkennen.
Animiert durch Herrn Winkels Beitrag, nehme ich ja prinzipiell inzwischen in der Mitte der Klowand platz. Links und rechts von mir kann man dann den einen oder anderen Fluggast „miterleben“ der versucht sich vor dem Flug noch zu entledigen, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Da wird gedrückt, schwer geatmet und geschwitzt.
Aber es gibt auch Situationen, wo man den Gang mal vermeintlich allein zur Toilette antritt. Vermeintlich allein, weil man während des Wasserlassens auf einmal ein Läuten vernimmt. Kurz überlegt ob man das Handy noch in der Tasche hat, vernehme ich aus einer der Kabine ein „Hallo?“. Man möchte ja meinen, dass diese Telefonate kurz gehalten werden, doch auch bei diesem Gedanken unterliege ich einem Irrtum. Die Gespräche finden in nahezu jeder Sprache statt, mal privater, mal geschäftlicher Natur. Der deutsche Geschäftsmann begrüßt jemandem am anderen Ende der Leitung im gebrochenem feinstem Englisch. Schnell werden die wichtigsten Fakten ausgetauscht um das Gespräch dann zu beenden, weil man ja auch mal zum Papier greifen muss. Private Gespräche werden deutlich kürzer gefasst, Man(n) geht ans Handy, erklärt, dass es grad denkbar ungünstig ist und bittet später zurückzurufen oder bietet den Rückruf an.
Ist das denn nur auf Herrentoiletten so? Ist das Handy denn im Leben so unabdinglich geworden, dass man selbst auf dem „Topf“ noch telefonieren muss? Letztendlich muss es aber wohl jeder für sich selbst entscheiden, so lange ich im Kino nicht auch noch durch Handyklingeln gestört werde. Vielleicht sollte ich mal einige Details von solchen Besuchen festhalten und hier eine neue Contentkategorie schaffen: Klobesuche.
Der Begriff der virtuellen Klowand hier nimmt wohl ganz neue Züge an.

Und noch etwas für die männlichen Besucher:
Der erste der eine öffentliche Toilette betritt, benutzt meistens das Urinal, welches von der Tür am weitesten entfernt ist. Der Zweite tritt an jenes, welches von dem, der als erstes die Toilette betrat am weitesten entfernt ist, unabhängig von der Tür. Der Dritte nimmt den Platz in der Mitte der ersten beiden ein usw … In der Regel ist mindestens ein Urinal zwischen den „Besuchern“ frei.
Beobachtet das mal. Seitdem ich das hörte und auch beobachtete, widerlege ich dieses „Gesetz“ immer wieder … bewusst!

Geposted am Montag, 26. Juni 2006 so gegen 21:49
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